Die Fachsprache beim Weingenuss
Wie „spricht“ man Wein?
Warum braucht man eine
Fachsprache beim Weingenuss?
Wein ist mehr als nur ein Getränk – er ist Kultur, Leidenschaft und Handwerk. Doch wer sich intensiver mit Wein beschäftigt, stößt schnell auf eine eigene Welt voller Begriffe, die für Außenstehende oft rätselhaft klingen. Von „Tanninstruktur“ über „Terroir“ bis hin zu „extraktreich“ – die Fachsprache des Weins dient nicht nur der Kommunikation unter Experten, sondern auch dem bewussteren Genießen. Aber warum braucht es überhaupt eine Fachsprache beim Weingenuss? Und was unterscheidet die Sprache der Winzer von der der Weinschulen?
Das Video!
Andreas Muster im Gespräch mit Armin Tement
Über die Frage „Warum braucht man eine Fachsprache beim Weingenuss?“ Wie spreche ich Wein? Es gibt die technische Fachsprache unter den Winzern und die Fachsprache der Weinschulen. Wodurch unterscheiden sich diese und wann werden sie angewendet?
Die Sprachen des Weines
Good to know!
für die Technik und Praxis
Winzer haben eine sehr technische Fachsprache, die sich stark auf den Anbau, die Weinbereitung und die Kellerwirtschaft konzentriert. Hier geht es weniger um die sensorische Beschreibung eines Weins, sondern um alles, was hinter den Kulissen geschieht.
Typische Begriffe aus der Winzersprache:
- Mostgewicht – Zuckergehalt des Traubenmosts, ein Indikator für die Reife.
- pH-Wert – Gibt die Säurestruktur des Weins an, wichtig für Stabilität und Frische.
- Biologischer Säureabbau – Ein Prozess, bei dem die harte Apfelsäure in mildere Milchsäure umgewandelt wird.
- Maischegärung – Gärung mit den Beerenschalen, typisch für Rotwein.
- Spontangärung – Gärung mit natürlichen Hefen ohne Zusatz von Reinzuchthefen.
Diese Begriffe werden in der Praxis von Winzern, Kellermeistern und Önologen verwendet, um über die Herstellung und Entwicklung eines Weins zu sprechen. Für den normalen Weinliebhaber bleibt diese Sprache oft unverständlich – sie ist eher für Fachleute gedacht, die direkt mit dem Produkt arbeiten.
Genuss und Sensorik
Ganz anders ist die Fachsprache der Weinschulen, die sich darauf konzentriert, den Geschmack und die Qualität eines Weins sensorisch zu beschreiben. Diese Sprache hilft Sommeliers, Weinberater:innen und Genießern, die Aromen, Struktur und den Charakter eines Weins einzuordnen und zu kommunizieren.
Typische Begriffe aus der Weinschule:
- Bukett oder Bouquet – Der Duft eines Weins, z. B. fruchtig, blumig oder würzig.
- Tannine – Gerbstoffe im Wein, die für Struktur und Lagerfähigkeit sorgen.
- Mineralität – Ein Geschmackseindruck, oft mit Kreide, Salz oder Feuerstein verglichen.
- Körper – Gibt an, wie vollmundig oder leicht ein Wein am Gaumen wirkt.
- Abgang – Die Länge des Geschmacks, der nach dem Schlucken bleibt.
Diese Begriffe werden genutzt, um Weine verständlich zu beschreiben und miteinander zu vergleichen. Sie sind für Weinliebhaber:innen hilfreich, um ihre eigenen Vorlieben zu erkennen und Weine gezielt auszuwählen.
Wann wird welche Sprache verwendet?
Die Winzersprache findet man vor allem in Gesprächen unter Fachleuten, bei Weinherstellern, Önologen und Kellermeistern. Sie dient dazu, technische Prozesse und Qualitätsmerkmale während der Produktion zu bewerten.
Die Weinschulsprache hingegen wird bei Verkostungen, in Restaurants und im Weinhandel genutzt, um Weine für Endverbraucher verständlich zu machen. Sommeliers und Weinberater:innen setzen diese Begriffe ein, um Weine in Worte zu fassen und Gästen eine Orientierung zu geben.
Wie kann ich lernen, Wein zu „sprechen“?
- Wein bewusst probieren – Aromen erkennen und Unterschiede schmecken.
- Vergleiche machen – Mehrere Weine nebeneinander probieren und Unterschiede in Frucht, Säure, Tannin und Körper feststellen.
- Weinbeschreibungen lesen – Etiketten, Weinführer und Verkostungsnotizen helfen, sich in die Sprache einzufinden.
- Weinverkostungen besuchen – Von Profis lernen und neue Begriffe kennenlernen.
- Ein eigenes Weintagebuch führen – Notizen zu Weinen machen, um das eigene Geschmacksempfinden zu schärfen.
Wein ist Poesie in Flaschen.
Hör auf dein Glas – es hat viel zu erzählen!
Fazit: Fachsprache macht den Genuss bewusster
Die Fachsprache des Weins ist kein unnötiger Schnickschnack, sondern eine wichtige Orientierungshilfe, die hilft, Wein gezielter zu verstehen, auszuwählen und zu genießen. Während die Sprache der Winzer auf technische Prozesse fokussiert ist, dient die Sprache der Weinschulen dazu, sensorische Erlebnisse in Worte zu fassen.
Egal, ob du Wein einfach nur genießt oder dich tiefer mit der Materie beschäftigen willst – je mehr du über Wein sprichst, desto bewusster wird der Genuss.